Ständig wird gesprochen von einer “Netzgemeinde”, einer “Netzöffentlichkeit”. Gar von einer “digitalen Bohème”. Ich habe es satt! Das ist genau die gleiche Denke wie Youtube-Videos in der Tagesschau zu zeigen und dann “Quelle: Internet” darunter zu schreiben.

Wer sind denn “die aus dem Netz” oder “die da im Internet”? Das sind wir! Wir alle! Laut Internet World Stats waren Mitte 2010 etwa 80% aller Deutschen “online” (eine hübsche Grafik gibt es auch bei Wolfram Alpha). Das sind mittlerweile sicherlich deutlich mehr. Hier dann noch zu unterscheiden zwischen  der “Netzgemeinde” und dem Volk (bzw. dem sehr großen Teil davon)? Hört auf damit! Wir sprechen ja auch nicht von einer verschworenen Zeitungsgemeinde.

Das Problem ist wohl, dass mit “denen da im Netz” eigentlich gar nicht die Bürger angesprochen werden sollen, die einen Internetzugang haben, sondern dass sich das etabliert hat als eine Bezeichnung für die lauten Stimmen im Internet. Genau wie in allen Medien haben sich Leitfiguren herausgebildet, die Themen vorgeben und den Diskurs bestimmen. Vor allem vor einigen Jahren, als diese Begriffe entstanden sind, war wirklich nur ein kleiner Teil der Bürger im Netz aktiv (early Adopters).

Aber die Zeiten ändern sich! Es wird Zeit, dass wir damit aufhören zu trennen zwischen der “virtuellen Welt” und der “Offlinewelt”. Wir sind alle online. Immer. Wir sind das Medium. Deshalb gibt es kein “im Netz” oder “offline”. Das Netz ist da. Die ganze Zeit. Und es schafft Kommunikation. Was dabei als Meinung entsteht und was die “Großen” dann übernehmen, sollten wir nicht als Diskurs der Netzgemeinde, sondern als gesellschaftlichen Diskurs verstehen.

Denkt mal drüber nach. Danke.

Update: Weil es so gut zu dem Thema passt: Wir, die Netz-Kinder

“Die junge Generation stört sich an traditionellen Geschäftsmodellen und Obrigkeitsdenken. “Das Wichtigste ist Freiheit”, schreibt der polnische Dichter Piotr Czerski.”


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